Reboot 2010 funktioniert – Mehr Aussteller und mehr Vorträge

03.03.2010 14:00
Wolfgang Wagner

Vortragsprogramm mit rund 300 Beiträgen; Topthemen: Cloud ohne Mystifizierung, Monitoring, Mobiles Linux; Zahlreiche Anmeldungen für Ausstellung: Guter Start für Call for Projects; 16. LinuxTag findet vom 9. bis 12. Juni 2010 in Berlin statt.

Der im November vergangenen Jahres angekündigte Reboot des LinuxTag zeigt Erfolg: Für den vom 9. bis 12. Juni in Berlin stattfindenden 16. LinuxTag sind bereits jetzt mehr Aussteller und Vorträge als im Vorjahr angemeldet. So enthält das freie Vortragsprogramm des größten Events für Linux und Open Source in Europa etwa 25 Prozent mehr Beiträge als 2009. Für den Ausstellungsteil der Veranstaltung haben zahlreiche namhafte Unternehmen zugesagt, darunter IBM, Google, Talend und Tarent. Kurz nach dem Start des Call for Projects liegen bereits Anmeldungen von rund 20 freien Projekten vor.

Ingo Wichmann, neugewählter 1. Vorsitzender des LinuxTag e.V. und Initiator der Reboot-Idee: „Unsere Bemühungen um einen kontrollierten Neustart tragen Früchte. Wir haben einige Prozesse neu initialisiert, etwa die Zusammenstellung der Vorträge.“ Das personell aufgestockte Programmkomitee hatte viele Sprecher direkt kontaktiert und so den Fokus erweitert. „Trotzdem ist ein Reboot keine Neuinstallation“, bleibt Wichmann im Bild: „Unseren Ansatz der unbedingten Qualität ohne Reden um den heißen Brei behalten wir bei.“

Das freie Vortragsprogramm des LinuxTag präsentiert sich als führende Konferenz zu Linux und Open Source in Europa und hat an Quantität und Qualität gewonnen. Die bessere Organisation des Auswahl- prozesses trug dazu bei, die Themenschwerpunkte mit vielfältigen Vorträgen zu gestalten und von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Wolken von allen Seiten

Ein Beispiel dafür ist Cloud Computing. Nils Magnus, Program Chair des freien Vortragsprogramms, kennt die Bedenken kritischer Besucher: „Die ausgewählten Vorträge bleiben nicht bei schwammigen Definitionsversuchen stehen, sondern betrachten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln." Der Track beleuchtet den vieldiskutierten Trend aus technischer und betriebswirtschaftlicher Perspektive und befasst sich auch mit wichtigen Fragen des Datenschutzes. Außerdem geht es darum, wie sich Cloud Computing insgesamt mit Open Source als Entwicklungsmodell verträgt.

Namhafte Speaker aus dem In- und Ausland

Zu den namhaften Referenten aus dem In- und Ausland gehört der Linux-Pionier und Angel-Investor Larry Augustin. Der CEO von SugarCRM will in seiner Keynote die tragende Rolle von Open Source für dieses Paradigma unterstreichen. Robert Douglass von Acquia zeigt, wie man das Content-Management-System Drupal mit Hilfe der Cloud skaliert. Experten von Canonical, Red Hat und Novell präsentieren ihre jeweiligen Ansätze zur Administration und Verwaltung Privater Clouds.

Auf der Liste der namhaften Redner des LinuxTag 2010 steht auch Prof. Dr. Dirk Riehle, Deutschlands erster OSS-Professor von der Universität Erlangen. Der frühere SAP-Mitarbeiter spricht über die Karrierebedeutung von Open-Source-Software. Andere Beiträge beleuchten die inneren Zusammenhänge der Community, wägen Geschäftsmodelle ab und berichten, wie Unternehmen oder Entwickler ein erfolgreiches Projekt führen.

Geschäftsmodelle mit Linux

Matt Asay, Chief Operating Officer (COO) von Ubuntu-Anbieter Canonical wird in seinem Vortrag dazu aufrufen, den Benutzer in den Mittelpunkt zu stellen, wenn eine IT-Strategie aufgehen soll. Der italienische Analyst Carlo Daffara hat für EU Taskforces die Nachhaltigkeit freier Software untersucht. Er stellt Mythen reale Geschäftsmodelle gegenüber. Erwin Tenhumberg, der Open Source Program Manager bei SAP, erläutert die Misch-Strategie des Softwareriesen und zeigt Chancen und Herausforderungen auf. In anderen Beiträgen referieren Vertreter von HP, der Free Software Foundation Europe und Analysten über ihre Sicht auf Open Source.

Zu den Themen des freien Vortragsprogramms gehören außerdem langjährige Standards wie der Security-Track und ein ganzer Tag zur Kernel-Entwicklung. Im letzten Jahr versammelten sich dabei ein gutes Dutzend hochrangiger Kernelentwickler. Dass Open Source nicht nur punktuell, sondern durchgängig Sicherheit über alle Schichten und Systeme leisten kann, zeigen Vorträge zu VPNs, deren Verwaltung, Parallelisierbarkeit von Kryptographie, Zertifikaten und Trusted Computing.

Wieder dabei sind auch mehrere Tracks mit Informationen für Systemadministratoren wie Monitoring, ITIL und Konfigurationsmanagement. Insgesamt umfasst das freie Vortragsprogramm über 20 Themenbereiche, darunter Open Source und freie Software im professionellen Einsatz, Cloud Computing, Mobile & Embedded, Security und Monitoring.

Enterprise-Entwicklung mit Java und Co.

OpenJDK 7 soll im Sommer erscheinen. Auf dem LinuxTag 2010 spricht ein maßgeblicher Architekt des Releases, Dalibor Topic. Das Programmkomitee konnte den Entwickler Peter Rossbach vom Java-Applikationsserver Tomcat für einen Talk auf dem LinuxTag gewinnen. Er wird auch ein ganztägiges Tutorium zu dem Thema anbieten. Weitere Highlights für Entwickler von professioneller Unternehmenssoftware sind Google App Engine für Java, Skalierbarkeit von Java- Applikationen mit Java EE 6 und Entwicklungsmethoden.

Anmeldungen früh und zahlreich

Die Anmeldungen für die Ausstellung waren noch nie so früh und zahlreich. Dazu zählen IBM und Google ebenso wie C.a.p.e. IT, Jaspersoft, Talend, Tarent sowie das LPI und das BSI. Europas führendes OSS-Land Frankreich wird sich wieder mit einem Gemeinschaftsstand und mindestens acht Ausstellern präsentieren. Sowohl durch die große Zahl von anwendenden Firmen als auch in Sachen Förderungspolitik ist Frankreich beispielhaft für andere Nationen.

Business- und Behördenkongress

Im Fokus des Business- und Behördenkongresses stehen Migrationen, Fallstudien und Erfahrungsberichte sowie die Abbildung von Businessprozessen mit Linux. Damit wendet sich der Kongress an Entscheider und Strategen. In zwei parallelen Vortragsreihen berichten Systemintegratoren und Hersteller über ihre Erfahrungen mit freier Software.

Call for Projects läuft

Kurz nach dem Start des Call for Projects für Freie Projekte sind bereits rund 20 Anmeldungen eingegangen. Das Organisationsteam sucht nichtkommerzielle Entwicklerprojekte und Initiativen, die eng mit Linux und Open Source verbunden sind und hinter denen eine lebendige Community steht. Bis zum 24. März können sich Open-Source-Projekte in der Hauptrunde mit einer aussagekräftigen Vorstellung im virtual Conference Center (vCC) des LinuxTag unter https://www.linuxtag.org/vcc/ bewerben. Danach gibt es noch eine zweite Runde für "Nachrücker". Der Call for Projects mit Details und Bedingungen ist im Community-Bereich der LinuxTag-Webseite zu finden: wiki.linuxtag.org/w/fp:Call_for_Projects.

Nach der positiven Resonanz im Vorjahr wird es im Bereich der Freien Projekte wieder Themeninseln geben. Dazu zählen unter anderem Linux Gaming und Linux for education. Als Service für Besucher ist ein tägliches "Projects fast Forward" geplant. Die Projekte haben die Möglichkeit, sich in einem Zeitslot von maximal drei Minuten der Öffentlichkeit vorzustellen. Schon in der Vergangenheit war die weltweit größte Ausstellung von Projekten das Sprungbrett spannender Entwicklungen. Dazu zählt unter anderem Obico, ein Fahrradcomputer auf Basis von Linux.

Über den LinuxTag

Der LinuxTag ist Europas führender Event für Linux und freie Software. Die viertägige Veranstaltung findet jährlich statt, seit 2007 auf dem Berliner Messegelände. Sie bietet Top-Aktuelles für professionelle Benutzer, Entscheider, Entwickler, Einsteiger und die Community. Neben dem freien Vortragsprogramm und dem Business- und Behördenkongress speziell für Unternehmen und öffentliche Institutionen umfasst der LinuxTag traditionell eine Ausstellung mit Projekten und Unternehmen aus dem Open-Source-Umfeld. Zum LinuxTag 2009 kamen insgesamt 10.780 Besucher aus aller Welt nach Berlin. Der Verein LinuxTag e.V. ist der ideelle Ausrichter der Veranstaltung und führt sie gemeinsam mit der Messe Berlin GmbH durch. Mehr auf www.linuxtag.org


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