Berlin, 13. Dezember 2011 – Open Source steht für Offenheit gegenüber neuen Lösungsansätzen – auch auf dem Feld der Bildung. Freie Software fördert kollaborative und handlungsorientierte Pädagogik. Sie hilft dabei, aus vorwiegend konsumierenden, kreative junge Menschen zu machen. Open Source ist Modell für Lernende und Lehrende zugleich. Lehrer sind zunehmend als Coaches der „digital natives“ gefragt. Die rasante Entwicklung der Informationstechnologien muss sich auch in den Strukturen der Bildungslandschaft widerspiegeln.
Aussagen wie diese standen im Mittelpunkt des 2. OpenMind ManagerMornings, der Ende November auf Einladung des LinuxTag und der Open Source Business Alliance e.V. in Berlin stattfand. 22 Experten aus IT und Bildung trafen sich bei der Messe Berlin, um über das Thema „Was man von Open Source lernen kann. Open Minds für bessere Bildung in Berlin“ zu diskutieren und zu philosophieren.
Über die damit verbundenen Herausforderungen für Politik, Wirtschaft und Bildung sprach in seinem Impulsvortrag Michael Wilmes, Leiter IT-Kompetenzzentrum und Leiter eGovernment bei der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. „Open Source passt gut zu Bildungseinrichtungen“, unterstrich Wilmes und erinnerte daran, dass Open Source dabei helfe, die klassische Forderung nach der Einheit von Hirn, Herz und Hand herzustellen. Dabei könnten auch IT-Schülerlabore helfen. Am Beispiel des Projekts eGovernment@School stellte er vor, wie in Berlin mit Hilfe von Open Source Software bessere Kommunikation, einfachere Arbeitsabläufe und mehr Planungssicherheit bei der Schulorganisation erreicht werden soll. An diesem Projekt beteiligten sich derzeit 700 Schulen mit 34.000 Lehrkräften und 350.000 Schülern.
Peter Ganten, Geschäftsführer der Univention GmbH und 1. Vorstandsvorsitzender der OSB Alliance e.V., bezeichnete die Verbindung von Bildung und Informationstechnologie als ein zentrales Thema unserer Zeit. Open Source ermögliche Kooperationen zwischen Schulen, Schulträgern und dem Staat ohne große Bürokratie und über Ländergrenzen hinweg. Für das Open Source Umfeld nannte er Lobbying in eigener Sache eine der wichtigsten Aufgaben. Peter Ganten zeigte sich überzeugt, dass der LinuxTag 2012 zu einer wichtigen Plattform für neue Lösungen von Unternehmen, Projekten und wissenschaftlichen Einrichtungen wird.
In Deutschland gebe es nicht nur zu wenig Informatik-Studenten, sondern auch zu wenig Informatik-Lehrer, so Dr. Dieter Müller, Geschäftsbereichsleiter Bildung / Projektförderung bei der Technologiestiftung Berlin (TSB). In Berlin komme noch der hohe Alterdurchschnitt der Lehrkräfte dazu. Das Angebot an IT-Fortbildungen reiche nicht aus. Zugleich müssten vorhandene Bildungsangebote transparenter gemacht werden. Über positive Erfahrungen im Umgang mit Open Source Software berichtete Mustafa Cokgüngör, Dozent für Netzwerktechnik am Berliner Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik (OSZIM). „An unserem OSZ wird seit einem Jahr Unterricht zu Open Source gegeben. Sowohl von Lehrern als auch Schülern gibt es positives Feedback.“ Alle acht Lehrkräfte des Fachs hätten eine LPI-Prüfung abgelegt.
Sebastian Hetze, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens LunetIX, führte den Begriff eManzipation in die Diskussion ein. Freie Software fordere zum Ausprobieren und zum Lernen heraus. Für ihn sei Open Source ein Weg, dem „Bildungssubjekt“ die Möglichkeit zur Emanzipation zu geben. Medina Dupuis vom LPI Project Management Office Ontario (Kanada) plädierte für eine stärkere Einbindung der Industrie in die Bildung. Mit konkreten „case studies“ über den erfolgreichen Einsatz von Open Source könne man Jugendliche besser erreichen als über theoretische Abhandlungen. Viele wüssten gar nichts von den Wahlmöglichkeiten zwischen freier und proprietärer Software. Wie geistiges Eigentum auf der Grundlage verlässlicher Regeln geteilt werden kann, erläuterte Prof. Dr. Dirk Riehle. Deutschlands erster Professor für Open Source lehrt seit zwei Jahren an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Für Dr. Karl-Heinz Strassemeyer, Ehrenvorsitzender der OSB Alliance und langjähriger Distinguished Engineer der IBM, reicht das Konzept Open Minds deutlich über Open Source hinaus. Bei Open Minds gehe es darum, nachhaltige Werte für die Zukunft zu schaffen. Er schlug in diesem Zusammenhang Open Minds IT-Labore für Schüler und Lehrer vor. Dr. Strassemeyer kündigte an, dass die OSB Alliance auf dem LinuxTag 2012 eine spezielle Vortragsreihe unter dem Titel „Open Minds Economy“ präsentieren werde. Raimund Hosch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, sprach die Hoffnung aus, dass die Anregungen des 2. OpenMind ManagerMornings auch über die Grenzen Berlins hinaus ausstrahlen. Das Thema Open Source und Bildung werde auf dem LinuxTag 2012 wieder eine große Rolle spielen. Dazu trage auch die kürzlich vereinbarte Kooperation zwischen LinuxTag und Deutscher Informatik Akademie bei.
Der nächste OpenMind ManagerMorning findet am 25. Mai 2012 im Rahmen des nächsten LinuxTag statt.
Über den LinuxTag
Der LinuxTag ist Europas führende Fachmesse und Konferenz zu Themen rund um Open Source Linux und freier Software. Die viertägige Veranstaltung findet seit 1996 statt, seit 2007 jährlich auf dem Berliner Messegelände. Sie bietet Aktuelles für professionelle Benutzer, Entscheider, Entwickler, Einsteiger und die Community. Neben dem freien Vortragsprogramm und dem Business- und Behördenkongress speziell für Unternehmen und öffentliche Institutionen umfasst der LinuxTag traditionell eine Ausstellung mit Projekten und Unternehmen aus dem Open-Source-Umfeld. Der Verein LinuxTag e.V. ist der ideelle Ausrichter der Veranstaltung und führt sie gemeinsam mit der Messe Berlin GmbH durch. Mehr Informationen unter www.linuxtag.org.
Open Minds und Freie Software sorgen für bessere Bildung
13.12.2011 13:00
Der 2. OpenMind ManagerMorning wartet mit neuen Lösungsansätzen für die Bildungslandschaft auf. Auf Einladung des LinuxTag und der OSBA diskutierten 22 Experten aus IT und Bildung darüber, was und wie sich mit Open Source lernen lässt.