Keynotes zu CPU-High-Tech, Community-Arbeit und Bürgerbeteiligung

16.05.2012 15:15

• Freies Vortragsprogramm setzt Trends für Open-Source-Saison • 18. LinuxTag vom 23. bis 26. Mai in Berlin

Berlin, 16. Mai 2012 – Wer nach den Trends der Open-Source-Saison fragt, sollte sich das Freie Vortragsprogramm des LinuxTag anschauen. In rund 200 Vorträgen werden nahezu alle aktuellen Themen rund um Linux und Open Source Open angepackt. Besonders spannend ist immer wieder, in welche Richtung die Keynotes des Vortragsprogramms weisen. Beim 18. LinuxTag vom 23. bis 26. Mai geht es dabei um weit mehr als die neuesten Entwicklungen auf technischem Gebiet. Es geht auch um den Beitrag von Open Source zu Community-Arbeit und Bürgerbeteiligung. Dass der LinuxTag 2012 politischer als seine Vorgänger ist, lässt sich schon mit der ersten Keynote am Donnerstag belegen.

Politik und Bürger: Mit Open-Source-Methoden Vertrauen zurückgewinnen?

Jimmy Schulz, Vorsitzender der Projektgruppe "Interoperabilität, Standards und Open Source" der Enquete-Kommission zu Internet und digitaler Gesellschaft im Deutschen Bundestag, hat schon in der Vergangenheit häufiger zu Open-Source-Themen Stellung bezogen. In seiner Keynote auf dem LinuxTag 2012 will der FDP-Bundestagsabgeordnete den vor 15 Jahren gehaltenen, legendären Vortrag "The Cathedral and the Bazaar" von Eric S. Raymond weiterdenken. Der US-Amerikaner hatte seinen Essay über die Vor- und Nachteile von quelloffener Software am 22. Mai 1997 auf dem vierten Internationalen Linux-Kongress in Würzburg erstmals öffentlich vorgetragen. Jimmy Schulz räumt beim Stichwort „Demokratie 2.0 ein: "Politik hat in den letzten Jahren einen allgemeinen Vertrauensverlust erfahren. Mit neuen Wegen der digitalen Partizipation versuchen nun Parlamente und Parteien dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Sie greifen dabei nicht nur auf OS Software, sondern auch auf die Methoden zu deren Entwicklung zurück."

Jimmy Schulz hält seine Keynote am Donnerstag, 24. Mai 2012, 12 Uhr, im Saal London (Halle 7.1).

Compilererweiterung für transaktionale Speicher beschleunigt Parallelprogramme

Moderne CPUs besitzen immer mehr Kerne. Um deren geballte Rechenleistung auszunutzen, bedarf es einer geeigneten Koordination bei Zugriff auf Speicher - ein klassischer Engpass in der Programmierung. Moderne Supercomputer wie IBMs Blue Gene schöpften viel Leistung aus dem Konzept transaktionaler Speicher, auf den mehrere Kerne gleichzeitig zugreifen dürfen, solange es keine Konflikte gibt. Seit diesem Frühjahr ist diese moderne Technik auch für zukünftige Intel-Chips der Haswell-Serie angekündigt.

Um diesen Meilenstein nicht nur für Spezialprogramme nutzbar zu machen, sind Anpassungen in Compilern und Standardbibliotheken notwendig. Ulrich Drepper, Maintainer der GNU C Standard Library Glibc, berichtet in seinem Vortrag erstmals vor großem Publikum von den Veränderungen im GCC 4.7 im Hinblick auf Transactional Memory und gibt Hinweise für Entwickler, wie sie diese Technik gewinnbringend einsetzen.

Ulrich Drepper: „Ich bin überzeugt, dass diese interessante neue Technologie noch nicht viele Leute ‚auf dem Radar‘ haben. Der LinuxTag ist für mich ein geeignetes Forum, darüber zu informieren. Aber es geht hier nicht nur um Information. Das ist auch ein großes Treffen von Freiwilligen, die sich zu einer Gruppe von Menschen zugehörig fühlen, die etwas Sinnvolles schafft. Da diese Gruppe physikalisch weit verstreut ist, muss es Anlässe wie den LinuxTag geben, damit sie sich fokussieren kann.“

Die Keynote von Ulrich Drepper findet am Freitag, 25. Mai, 12 Uhr im Saal London (Halle 7.1) statt.

Zukunft von User-Interfaces liegt nicht nur in der Technik: Qt5

Die dritte Keynote des LinuxTag 2012 befasst sich mit der Außenhaut von Linux-Anwendungen, der Benutzeroberfläche. Seit über 15 Jahren treibt ein Tandem viele Anwendungen an: Das KDE-Projekt baut seit seiner Gründung stark auf die UI-Bibliothek Qt auf. Von einem norwegischen Unternehmen entwickelt und später von Nokia aufgekauft, wird Qt heute als Open-Source-Projekt unter dem Konzept Open Governance weitergetrieben. Insofern ist die kommende Version Qt 5 sowohl im Hinblick auf Community-Beteiligung, als auch hinsichtlich der technischen Herausforderungen ein Meilenstein und beinhaltet zahlreiche grundlegende Änderungen.

Lars Knoll, Mitarbeiter bei Nokia, ist Chief Maintainer der Bibliothek. Für ihn hat der LinuxTag eine ganz persönliche Bedeutung: "Der LinuxTag 1998 war für mich die erste Linux-Konferenz, an der ich teilgenommen habe. Ich sehe in ihm einen der wichtigsten Events, auf dem sich die Linux-Community trifft", erklärt der Chef-Entwickler und heutige Manager.

Ihm zur Seite steht Cornelius Schumacher, Präsident des KDE e. V. Der Desktop KDE war schon jeher symbiotischer Begleiter der Qt-Library. Er begrüßt das neue Mitmach-Modell bei Qt: "Mit der unter dem Open Governance Modell entwickelten Version 5 kann die KDE-Community erstmals direkt an Qt mitarbeiten. Das ergibt viele neue Möglichkeiten für KDE-Software auf dem Desktop und darüber hinaus", stellt Schumacher fest und kündigt an, die Zukunft des Linux-Desktops zu diskutieren. Auch für ihn war der LinuxTag vor 13 Jahren der Einstieg in die Entwicklergemeinde. Seither ist er der Veranstaltung treu geblieben. Den LinuxTag bezeichnet er als enormen Katalysator für die KDE-Entwickler, die so in Kontakt mit ihren Anwendern kommen.

Termin dieser Keynote: Samstag, 26. Mai, 12 Uhr, ebenfalls im Saal London (Halle 7.1).

LinuxTag-Keynotes als Kulminationspunkt von Open-Source-Trends

Das vom LinuxTag e. V. bestellte Programmkomitee besteht aus Open-Source-Kennern, die das umfangreiche Vortragsprogramm und die Keynotes zusammenstellen. Nils Magnus, Vorsitzender des Programmkomitees, legt großen Wert auf die Auswahlkriterien: "Wir investieren zusammen mit unseren Hauptrednern viel Zeit und Mühe in die Zusammenstellung der Vorträge. Dabei zählen nicht Unternehmensgrößen oder Marketingbudgets, sondern Neuigkeits- und Einzigartigkeitswert für unsere Besucher." Die hohen Zufriedenheitswerte bei den Besucherbefragungen zum Vortragsprogramm wertet Magnus als Beleg dafür, dass sich sowohl der aufwändige Auswahlprozess als auch die ständige Weiterentwicklung dieses Formats auszahlen.

Über den LinuxTag

Der LinuxTag ist Europas führende Fachmesse und Konferenz zu Themen rund um Linux und Open Source. Die viertägige Veranstaltung findet seit 1996 statt, seit 2007 jährlich auf dem Berliner Messegelände. Sie bietet Aktuelles für professionelle Benutzer, Entscheider, Entwickler, Einsteiger und die Community. Der Verein LinuxTag e.V. ist der ideelle Ausrichter der Veranstaltung und führt sie gemeinsam mit der Messe Berlin GmbH durch. Mehr unter http://www.linuxtag.org/.


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